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Bosch Zündverteiler / Hallgeber seziert (mit Bildern)

Karl-Alfred Römer
  • Themenstarter
Karl-Alfred Römer's Polo 6N

Hallo zusammen,

ich bin ja immer noch auf der Suche nach den Drehzahlschwankungen bei warmem Motor im Standgas bei stehendem Auto (also genau genommen bei meinem eigenenPolo 1.0 AER, der diese Schwankungen seltsamerweise nur an bestimmten Orten hat und auch nur max +/-100 U/min). Dazu habe ich mir einen Austausch-Zündverteiler beim Freundlichen für rund 80€ besorgt. Beim Auspacken habe ich dann festgestellt, dass dessen Welle an der Rückseite deutliches Spiel hat. Kann es etwa sein, dass ein generalüberholtes Originalteil so schlampig verarbeitet ist? Die Antwort vorab: Nein, das scheint völlig normal und unkritisch zu sein.
Um das festzustellen habe den alten Zündverteiler, dessen Spiel etwa vergleichbar war, genauer unter die Lupe genommen.

Auf dem folgenden Bild sieht man die normalerweise nicht sichtbare Rückseite des Zündverteilers. Man sollte meinen, die Welle müsste bei einem neuen Teil spielfrei sein. Tatsächlich ist sie es nicht und bei genauerem Nachdenken wird einem auch klar, dass das gar nicht erforderlich ist.



Am Ende der Welle sieht man so etwas wie einen O-Ring. Dieses Wellenende steckt in der Nockenwelle. Sofern die Nockenwelle genau zentriert ist und der O-Ring nicht ausgeleiert ist, wird die Welle des Zündverteilers exakt geführt. Das Spiel im ausgebauten Zustand spielt also keine Rolle.

Der Hohlsplint ist normalerweise auch nicht sichtbar, denn der steckt komplett in der Plasik-Kurbel. Diesen muss man (am besten im Schraubstock) mit einem Splintentreiber austreiben, wenn man die Verteilerwelle herausziehen will, um z.B. den eigentlichen Hallgeber auszustauschen. Ich habe den Splint hier nur provisorisch eingesteckt, damit man sieht, wo er hingehört.


Auf dem folgenden Bild sieht man die Vorderseite des Zündverteilers, die man sieht, wenn man die Verteilerkappe mit den beiden Clips abnimmt. Hier sieht man schön das Rad mit den Hallfenstern.



Auf dem folgenden Bild sieht man die herausgenommene Welle. Bei meinem Exemplar erkennt man bei scharfem Hinsehen Einlaufspuren unmittelbar vor dem Hallrad. Die sollte eigentlich nicht sein, denn hier wird das Hallrad geführt. Es sollte möglichst kein Spiel haben, denn für die exakte Feststellung der Hallfensterflanken ist eine möglichst präzise und immer gleiche Position des Bleches des Hallrades im Magnetspalt wichtig. (zumindest theoretisch)




Hier sieht man den eigentlichen Hallgeber, also das elektronische Bauteil, das dem Steuergerät die möglichst exakte Position der Nockenwelle liefert.



Auf der einen Seite befindet sich ein Elektromagnet, auf der anderen Seite ein Element, das an zwei Kontakten eine möglichst konstante Spannung angelegt bekommt, so dass ein Strom fließen kann und an zwei anderen Kontakten wird die Hallspannung gemessen. Weil das Magnetfeld des Elektromagneten von den Blechen des Hallrades abgeschirmt wird, wenn es sich vorbei bewegt, ist in diesen Momenten die Hallspannung Null. Wenn sich ein Loch des Hallrades durch den Spalt bewegt, bekommt der Hallsensor das volle Magnetfeld ab. Das bewirkt dann eine Hallspannung. Das müsste theoretisch eine Art Rechtecksignal mit abgerundeten Kanten ergeben, welches noch verstärkt und zu einem scharfkantigen Rechtecksignal aufbereitet werden muss. Ob die entsprechende Elektronik in diesem Hallgeber eingebaut ist, oder im Motorsteuergerät, weiß ich nicht ganz genau, aber ich glaube, es müsste hier integriert sein, da die Hallspannung vermutlich sehr schwach ist und von elektromagetischen Störsignalen im Motorraum, insbesondere vom nahegelegenen Verteilerfinger/Kappe moduliert werden würde. Werde eventuell auch den Hallgeber selbst öffnen.

Man kann auch erahnen, dass der Magnet mit einer Schmutzschicht, z.T. auch aus Metallabrieb belegt ist. Sollte der magnetisches Material enthalten, dürfte das die Flanken des Hallfensters unschärfer machen und eventuell sogar verschieben oder im Extremfall eventuel die Flanken sogar gar nicht mehr erkennbar machen. Es könnte also Sinn machen, zunächst mal diesen Bereich gründlich zu reinigen, bevor man viel Geld in die Hand nimmt und sich einen neuen Hallgeber einpflanzt. Ist ja so ähnlich wie bei den Induktivgebern in den Raddrehzahlsensoren beim ABS. Auch hier kann Schmutz zu erheblichen Störungen führen.



Sehr interessanter Beitrag,

ich suche gerade nach der Ursache des erheblich schlechten Startverhaltens meines 6KV bei hoher Luftfeuchtigkeit. Zündspule habe ich nach einem Test und einer Begutachtung zunächst mal als sehr unwahrscheinlich eingestuft. Gestern daraufhin mal den Verteiler in eingebauten Zustand beäugt. Kabel sind anscheinend noch recht neu und von Beru. Steckverbindung zum Hallgeber optisch ohne Korrosion. Verteilerkappe von innen ziemlich dreckig und Kontakte sehen richtig scheiße aus. Finger auch nicht besonders schön. Was mir allerdings auffiel war das enorme Radialspiel der Verteilerwelle. Ich könnte mir vorstelle, dass der Finger den Kontakten zu nahe kommt. Die sind teilweise richtiggehend hohl in der Mitte.
Mir stellen sich folgende Fragen:
Ist das enorme Spiel der Ausgangswelle normal?
Der Zündverteiler vom freundlichen ist ein Qualitätsprodukt oder nur der gleiche Kram den es in der Bucht für 37 Euro gibt?
Kann man nen Buchtverteiler verbauen oder geht der gleich wieder über die Wupper?
Kommt sowas mit Kappe und Finger?


Karl-Alfred Römer
  • Themenstarter
Karl-Alfred Römer's Polo 6N

Hi Frankass, das Radialspiel des generalüberholten Verteilers vom Freundlichen hat nur minimalstes aber geradeso spürbares Spiel IM EINGEBAUTEN Zustand. Im ausgebauten Zustand ist es spürbar mehr.
Habe auch spaßeshalber einen Zündverteiler bei EBAY (ATP) bestellt. Der sieht zwar billiger aus (andere Oberflächenstruktur des Guss-Gehäuses), aber über die Haltbarkeit kann ich nichts sagen. Hier spielen ja eigentlich nur die Lagerung der Welle und das Hallelement eine Rolle. Der Rest müsste relativ egal sein.

Wenn dein Verteilerfinger im eingebauten Zustand so deutliches Spiel hat, wie du schreibst, dann gibt es ein noch größeres Problem als das der Verteilerkappe: Die Bleche, die durch das Hallelement laufen und dann den Magentismus abschirmen, laufen dann auch nicht dort, wo sie sollen, was den Zündzeitpunkt verschiebt oder eventuell die Hallsignale so verschlechtert, dass sie nicht mehr aufbereitet werden können, so dass im Extremfall ganze Impulse einfach verschluckt werden.

Ich denke, du hast große Chancen auf Besserung, wenn du deinen kompletten Verteiler (der beim Freundlichen mit Finger, Verteilerkappe und auch mit dem Abschirmblech kommt, tauschst.

Könntest ja auch mal spaßeshalber deine alte Verteilerkappe mit Finger auf den neuen Verteiler montieren, um zu sehen, was genau die Fehlerursache war.



Es wurden auch Magneti Marelli Verteiler verbaut. Die sehen etwas anders aus, da passen auch nicht die Teile (Kappe etc) der Bosch-Verteiler.

Die Marelli Verteiler schlagen auch gerne aus. Bei meinem Polo damals fing das Teil übel zu quieken an.


Karl-Alfred Römer
  • Themenstarter
Karl-Alfred Römer's Polo 6N

An meinem Reservemotor hängt auch so ein Marelli-Verteiler. Habe mir den mal angeschaut und der ist wirklich innen drin komplett anders.

Avo, kann man eigentlich an einen Motor mit Marelli-Verteiler auch einen Bosch verteiler montieren und laufen die mit den Marelli-Steuergeräten?


Die kann man tauschen wie man lustig ist.

Mein AER hatte nen Marelli, nachdem der kaputt war hat VW damals einen Bosch eingebaut. Der Marelli wurde da schon nicht mehr über VW verkauft.

Der AEE hatte nen Bosch Verteiler.

Von der Funktion sind die ja identisch, ist ja auch nicht viel. Hallgeber, 4 Hallfenster von denen eins etwas größer ist, und die 4 Kontakte.

Nach dem Austausch muss man lediglich den ZZP (mit Diagnosetester, also richtig!) einstellen lassen.

Wenn man den so wieder anbaut und innerhalb der Toleranzen liegt, dann läuft er meist. Ist man nur minimal daneben hat man schnell Leerlaufprobleme.


Karl-Alfred Römer
  • Themenstarter
Karl-Alfred Römer's Polo 6N

Danke Avo!


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